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“DJs nehmen sich viel zu wichtig”: Techno-DJ Mike Opani aus … – Main-Post


Unter dem Namen Mike Opani legt Michael Paino aus Gemünden elektronische Musik auf: Echten Techno, wie er sagt. Als Kind der 90er hat er das Genre schon in seinen Kinderschuhen miterlebt. In unzähligen Clubs sowie auf populären Festivals wie Nature One oder dem Fusion-Festival hat er schon seine Musik gespielt – und damit als Künstler sein Geld verdient. Das ausschweifende Nachtleben hat Paino hinter sich gelassen. Inzwischen arbeitet er als Detox-Trainer in einer Physiotherapie-Praxis.

Dennoch hat er mit “Charon” nun sein zweites Album veröffentlicht und will im kommenden Jahr auf Club-Tour gehen. Im Interview spricht der 50-Jährige über sein Verhältnis zur Kunst, Drogen in der Musik und das Leben auf dem Land.

Frage: Mike Opani, kann man einen DJ und eine Band, die mit klassischen Instrumenten spielt, miteinander vergleichen?

Mike Opani: Heutzutage auf keinen Fall mehr. Ein handgespieltes Instrument ist etwas völlig anderes. Da habe ich großen Respekt davor. Deshalb finde ich auch, dass sich viele Leute in der elektronischen Musik einfach viel zu wichtig nehmen. Einen Track mit Rhythmus zu produzieren ist heute wesentlich einfacher als früher. Das sieht man auch an der Flut an Produktionen. 

Auf Instagram haben Sie mit Ihrem Hauptaccount 15.000 Follower. Nicht die Welt, aber auch nicht wenig: Wie bekannt sind Sie in der Techno-Szene?

Opani: Vor der Pandemie war ich auf einem guten Weg, richtig durchzustarten. Ich bin in ganz Europa rum gekommen, war auch in Amerika. Dann kam der Lockdown. Der hat das ganze schon gebremst. Ich hatte auch Angebote für illegale Raves, habe dann aber gesagt: Das mache ich nicht in der Pandemie. Ich fliege mittlerweile auch nicht mehr. Ich habe neulich eine Anfrage zu einer Indien-Tour bekommen. Aber ich mache nicht mehr alles für den Erfolg.

Sie leben in Höllrich bei Gemünden. Nicht gerade der erste Ort an den man denkt, wenn es ums Nachtleben geht.

Opani: Bei vielen meiner Musikerkollegen war das Ziel immer Berlin. Das war noch nie meine Intention. Ich war jahrelang freischaffender Künstler. Da war der Druck, Aufträge heran zu schaffen, um existieren zu können, immer groß. Und in der Stadt dreht sich auch alles schneller. Am Samstag war ich mal wieder in Würzburg unterwegs. Auch dort hat sich das Nachtleben extrem verändert. Das ist wirklich schon fast Großstadtniveau. Für die jungen Leute finde ich das top. Für mich darf es unter der Woche aber durchaus mal etwas ruhiger sein. Auch in Bezug auf meine Musikproduktionen habe ich gemerkt, dass ich auf der Countryside extrem produktiv bin, ohne die Ablenkungen und Versuchungen der Großstadt.

Also hat der Trubel und der Lärm um die Feierei in Ihnen das Bedürfnis geweckt, sich wieder etwas mehr zurückzuziehen?

Opani: Ich komme ja sozusagen vom Land. Ich habe 20 Jahre in Würzburg gewohnt und habe das schon immer genossen, am Wochenende in den Großstadtrubel einzutauchen und nach den Partys wieder zurück in die Heimat zu fahren.

Sie selbst sagen, dass Sie früher kein selbstbewusster Mensch waren. War es auch ein Antrieb für Sie als DJ, von den Menschen Zuruf und das Gefühl zu bekommen: “Hier bin ich jemand”?

Opani: Absolut. Das tut dann schon auch gut, wenn man jung und relativ lebensunerfahren ist, wenn man den Zuspruch von so vielen Menschen bekommt. Aber natürlich auch die Musikproduktion selbst. Wenn man das gut hinbekommt, erzeugt das einen Rausch, der auch süchtig machen kann.

Stichwort Rausch: Wie verbreitet sind Alkohol und Drogen im Lebensstil eines DJs?

Opani: Klar werden bei dem ein oder anderen viele Drogen konsumiert. Du bist als DJ ständig unterwegs, ich habe früher schon auch relativ viel Alkohol getrunken. Zu widerstehen ist schwierig, weil die Leute dich ja nur so kennen: Als Party-Animal. Deshalb musste ich auch einen Break machen und sagen: Ich trinke keinen Alkohol mehr. Ich esse auch seit vier Jahren kein Fleisch. Drogen brauche ich persönlich nicht. Für mich ist die Musik das wichtigste Rauschmittel.

Ob Dorffest, Rock-Konzert oder Techno-Club: Eine Party, auf der alle nüchtern sind, gibt es praktisch nicht. Gehören Rausch und Musik untrennbar zusammen?

Opani: Die Musik hatte schon immer ihre Drogen. Egal in welchem Genre. Das bekommt man auch nie ganz raus. Das fängt eben schon beim Alkohol an. Der wird bei uns toleriert. Ich persönlich wollte einfach wieder Herr über meinen Körper und mein Triebempfinden werden. Deshalb habe ich für mich beschlossen, dass ich das alles nicht mehr brauche. Auch nicht zum Feiern. Wobei ich ab und an – vor allem sonntags – schon manchmal an ein schönes Glas Primitivo denke.

Was fasziniert Sie am Klientel der Techno-Feiernden und was unterscheidet das Publikum Ihrer Meinung nach von dem aus anderen Genres? 

Opani: Dass du einfach sein kannst, wer du bist. Love, Peace und Unity als Hauptbotschaft. Diese Einigkeit. Niemand verurteilt einander. Und vor allem: keine Gewalt. Das hat sich inzwischen ein Stück weit geändert. Es kommt auf die Veranstaltungen an, von denen es inzwischen viele kommerzielle gibt. Da geht der Ursprungsgedanke ein Stück weit verloren. Aber der Kern der Szene ist friedlich, tolerant und lässt jeden so sein, wie er ist.

Wo soll es für Sie als DJ in Zukunft noch hingehen?

Opani: Mit dem aktuellen Album haben wir vor – gemeinsam mit dem Radiosender evosonic – eine Clubtour zu spielen und das Set auf dem Sender live zu streamen. Wenn das läuft, wäre das super. Die Gigs werden definitiv limitiert sein. Ich denke auf etwa zehn bis 15. Ich spiele auf keinen Fall 30 Gigs. Damit gehe ich genau den entgegengesetzten Weg vieler Artists. Ich denke aber, dass das für mich genau der richtige Weg ist. 

Könnten Sie sich vorstellen, noch einmal im Haupterwerb Musik aufzulegen?

Opani: Nein. Seit ich in meinem aktuellen Job arbeite, ich leite die Trainingsabteilung in einer Physiotherapie-Einrichtung, bin ich, was die Track-Production angeht, viel produktiver geworden.  Weil ich überhaupt keinen Druck habe, einen Gig aus finanziellen Gründen spielen  zu müssen. Das tut dem echten Künstlertum wirklich gut. So entspringt die Kunst aus mir wieder um der Kunst willen und nicht, weil ich damit irgendetwas anderes erreichen möchte oder etwas zu beweisen habe. Ich freue mich, wenn die Leute mit mir feiern, mag es aber auch, mich an dem ein oder anderen Wochenende voll auf die Musikproduktion zu konzentrieren. Das ist, wenn man im ständigen Tourstress ist, eigentlich nicht mehr möglich. Dann musst du dir schon fast zwangsläufig einen Ghostproducer für deine Tracks nehmen. Das möchte ich auf keinen Fall! Diese Erkenntnis hat mich als Künstler frei gemacht.





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Marc Valldeperez

Soy el administrador de marcahora.xyz y también un redactor deportivo. Apasionado por el deporte y su historia. Fanático de todas las disciplinas, especialmente el fútbol, el boxeo y las MMA. Encargado de escribir previas de muchos deportes, como boxeo, fútbol, NBA, deportes de motor y otros.

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